der Ort - Dortmund im 12. Jahrhundert


Die Mitglieder unserer Reisegruppe verbindet der gemeinsame Ausgangspunkt ihrer Reise: die freie Reichsstadt Dortmund, seit dem 12. Jhd. lateinisch "Tremonia", deutsch "dortmunde".

Dortmund blickt auf eine lange Geschichte zurück und gehörte wohl schon im 11. Jhd. zu den bedeutendsten Handelsstädten Westfalens; in einigen Urkunden wird dortmunde in einem Atemzug mit den alten Römerstädten Köln und Mainz genannt.

Leider liegen die frühen Jahre der Stadtgeschichte weitgehend im Dunkeln, weil bei einem verheerenden Brand 1232 das Bürgerhaus mitsamt aller bedeutsamen Urkunden in Flammen aufging. Glücklicherweise lassen sich aber über Urkunden aus anderen Städten auch auf die frühere Geschichte Dortmunds Rückschlüsse ziehen.

Die Stadtwerdung Dortmunds kann für das späte 10. oder das frühe 11. Jahrhundert angenommen werden.

Konrad III (Regierungszeit 1138-1152) verlieh Dortmund drei Privilegien:

  1. Dortmunds Bürger dürfen nur innerhalb der Stadt vor dem Dortmunder Stadtgericht zur Verantwortung gezogen werden. Sie dürfen nicht von einem auswärtigen Richter verklagt oder vor ein fremdes Gericht gezwungen werden.
  2. Niemand darf einen Dortmunder Bürger auf seinen Kauffahrten im ganzen Deutschen Reich zum gerichtlichen Zweikampf oder Gottesurteil zwingen.
  3. Dortmunder Bürger genießen Zollfreiheit an königlichen Zollstädten.
Es ist deutlich zu erkennen, dass diese Privilegien nur für reisende Kaufleute von Bedeutung sind. Daher ist davon auszugehen, dass der wesentliche Teil der Bevölkerung Dortmunds aus Fernkaufleuten bestand.

Friedrich I und Friedrich II (1220) erneuerten, bestätigten und weiteten diese Privilegien teilweise sogar aus.

Die Dortmunder Kaufleute organisierten sich vermutlich bereits im 11. Jhd. in der "großen Gilde" oder "Reinoldigilde", benannt nach dem Stadtpatron, dem Volksheiligen Reinold von Montelban.

Zur von uns dargestellten Zeit, im Jahr 1153, hatte König Friedrich I sein Hofgericht nach Dortmund verlegt, um den Fremdenverkehr anzuregen und so einen schnellen Wiederaufbau der Stadt zu ermöglichen, die im Jahr zuvor einem verheerenden Brand zum Opfer gefallen war.

Wir haben eine Liste mit wichtigen Daten zur Dortmunder Stadtgeschichte zusammengestellt.
Demnächst wollen wir an dieser Stelle auch über das Aussehen und den Stadtplan des frühhochmittelalterlichen Dortmunds informieren.

775

Karl der Große erobert die Hohensyburg

um 890

früheste Erwähnung Dortmunds

941

OTTO I besucht Dortmund

947

OTTO I besucht Dortmund

950-1000

erster Bau der Rheinoldikirche, vermutlich als Stiftskirche; Neubau 1250-1275

953

OTTO I feiert Ostern in Dortmund

960

OTTO I besucht Dortmund

974

OTTO II besucht Dortmund.

978 Juli

OTTO II hält einen Hoftag in Dortmund ab. Dort bereitet er den Feldzug gegen König Lothar von Frankreich vor.

979

OTTO II feiert das Osterfest in Dortmund.

980 Aug.

OTTO II schenkt dem Erzbistum Magdeburg eine Hufe in Brackel; früheste Erwähnung Brackels.

986

OTTO III hält sich mit seiner Mutter Theophanu in Dortmund auf.

989

Früheste Erwähnung des Reichshofs Körne.

990

OTTO III verleiht den Bewohnern von Gandersheim "das gleiche Recht, welches die Kaufleute von Dortmund besitzen".

993

OTTO III besucht Dortmund.

997

OTTO III schenkt dem Ort Dortmund mit allem Zubehör der Marienkapelle zu Aachen. (Die Urkunde hatte jedoch keine praktische Auswirkungen).

spätes 10. / frühes 11. Jhd.

vermutlich Stadtwerdung Dortmunds

1000

OTTO III verleiht den Kaufleuten von Helmarshausen "das gleiche Recht, das auch die Kaufleute in Mainz, Köln und Dortmund besitzen".

1005

HEINRICH II hält eine Synode in Dortmund ab.

1016

HEINRICH II hält eine Synode in Dortmund ab.

1024 Dez.

KONRAD II hält sich mit seiner Gemahlin Gisela in Dortmund auf und empfängt sächsische Bischöfe und Große.

1028 Mai, 24- 26

KONRAD II hält sich mit seiner Gemahlin Gisela in Dortmund auf.

1030

KONRAD II in Dortmund.

1046

HEINRICH III in Dortmund.

1051 Mai 25

HEINRICH III in Dortmund.

1052 März 2

HEINRICH III in Dortmund.

1065

Der Reichshof Körne geht in den Besitz des Kölner Erzbischofs über.

um 1100

Bau der mittelalterlichen Turmburg in Hohensyburg (zerstört 1287).

1114

Kaiser HEINRICH V befestigt Dortmund und lässt eine Besatzung zurück, nachdem die Stadt von den Feinden des Kaisers in Brand gesteckt worden war.

1115

Zerstörung der kaiserlichen Befestigung in Dortmund durch die Gegner des Kaisers.

1152 Ende April

König FRIEDRICH I Barbarossa hält in Dortmund eine Reichsversammlung ab, nachdem ein Stadtbrand großen Schaden angerichtet hatte. Anschließend verlegt er für zwei Jahre sein Hofgericht nach Dortmund, damit möglichst viele Fremde in die Stadt kommen sollen.

1154 Juni 17

König FRIEDRICH I Barbarossa hält sich mit zahlreichen Fürsten, darunter die Erzbischöfe von Mainz und Köln und Herzog Heinrich der Löwe in Dortmund auf.

1170 - 1200

Bau der Marienkirche in Dortmund; ältestes erhaltenes Gebäude der Innenstadt.

1180

Kaiser FRIEDRICH I Barbarossa hält ein Reichstag in Dortmund ab.

1189

Früheste Erwähnung des Grafen von Dortmund.

1198

Vermutlich Weihe der Dortmunder Nicolaikirche.

1200

Graf Konrad I von Dortmund

um 1200

letzte Stadterweiterung und Ummauerung der Stadt Dortmund

um 1200

Bau der Kirche von Brackel

um 1220

erste Erwähnung von Barop, Benninghofen, Berghofen, Bodelschwingh, Deusen, Ellinghausen, Lanstrop, Lichtendorf, Westerfilde und Wickede

1220 Mai 1

König FRIEDRICH II nimmt die Bürger von Dortmund in seinen Schutz und bestätigt ihnen die von seinen Vorgängern König KONRAD III und Kaiser FRIEDRICH I Barbarossa erteilten Privilegien.

1224 Sept. 4

König HEINRICH VII in Dortmund.

1229 Sommer

Ältester Beleg für überseeischen Verkehr. Die Dortmunder Kaufleute Ermbrecht und Albrecht schließen mit anderen deutschen Kaufleuten einen Handelsvertrag mit den Fürsten von Smolensk.

1230 - 1240

Früheste Erwähnung des Dortmunder Rates.

1232 Frühjahr - Sommer

Großer Stadtbrand in Dortmund verursacht durch Brandstiftung.

1232 Sept. 30

älteste erhaltene Urkunde des Dortmunder Stadtarchivs: König HEINRICH VII verleiht der durch Brand verwüsteten Reichsstadt Dortmund das Recht, eine vierzehntägigen Markt jährlich nach Michaelis abzuhalten, unbeschadet des alten Marktes, der nach wie vor von Himmelfahrt bis Pfingsten stattfand.

1235

der Reichtag FRIEDRICHS II zu Mainz ist ein herausragendes gesellschaftliches Ereignis des Mittelalters

1236 Mai

Kaiser FRIEDRICH II bestätigt und erneuert der Stadt Dortmund sein Privileg vom 1.5.1220, das durch den Stadtbrand vernichtet worden war.

1241 Feb. 19

Früheste Erwähnung des Dortmunder Rathauses.

1244

Weiterer großer Stadtbrand.

1248

Ältestes Handelsprivileg für Dortmund: der deutsche König Wilhelm von Holland gestattet den Dortmundern gegen Abgabe von 1 v.H. vom Wert ihrer Waren den Handelsverkehr in Holland und Seeland.

1250

Erste Erwähnung einer jüdischen Gemeinde in Dortmund.

1252

Einweihung des Dortmunder Franziskanerklosters.

1253

Dortmund, Münster, Soest und Lippstadt schließen in Werne das erste deutsch Städtebündnis.

1257

Erste Erwähnung eines Dortmunder Freigerichts "ausserhalb der Mauern und vor dem Tore".

1260 März

Ältestes Dortmunder Ratswahlstatut mit Erwähnung der Reinoldigilde (Kaufleute), der Gilden der Schuster (Sankt Johannisgilde), der Bäcker, der Fleischhauer, Schmiede, Fettkrämer und Krämer.



Literatur:

Luise von Winterfeld. Geschichte der freien Reichs- und Hansestadt Dortmund. 7. Auflage, Verlagsbuchhandlung Fr. Wilh. Ruhfus, Dortmund, 1981

Reimann, N., Palm, H., Neufeld, H. Dortmund - Ein historischer Zahlenspiegel - 1000 Daten zur Stadtgeschichte. 2. Auflage, Verlagsbuchhandlung Fr. Wilh. Ruhfus, Dortmund, 1982